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GLEICHBERECHTIGT, GEBILDET, GEFRAGT?

Trends | 6 Min. Lesezeit
09.02.2022
Von Sinja Burgemeister

Eine Studie. Mit 497 Berufsrückkehrer:innen. 

Wir haben Berufsrückkehrer:innen befragt und wollten wissen, was sie vor ihrer Rückkehr ins Berufsleben beschäftigt. Unsere Erkenntnisse aus der Berufsrückkehrer:innen Studie möchten wir mit Dir teilen. Wenn Du Dich aktuell noch in einer beruflichen Auszeit befindest oder mit dem Thema Berufsrückkehr beschäftigst, findest Du Dich in der ein oder anderen Situation vielleicht selbst wieder. Mit unseren Erkenntnissen möchten wir Berufsrückkehrende bei ihrem erfolgreichen Wiedereinstieg ins Berufsleben zur Seite stehen. Vorab die Hard-Facts zur Studie: Die Zielgruppe unserer Studie waren Personen, die sich in längerer Erziehungs- oder Pflegezeit befinden und nicht an ihren vorherigen Arbeitsplatz zurückkehren können. Insgesamt wurden 497 Personen befragt. Während der Grund für die berufliche Pause bei allen Befragten eine Erziehungs- oder Pflegezeit ist, variiert die Länge zwischen weniger als einem und mehr als 10 Jahren. 

UNSERE 6 WICHTIGSTEN ERKENNTNISSE

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Die Umfrage hat uns einiges gelehrt: Zurück in den alten Job kommt für die meisten Befragten nicht in Frage, Weiterbildungen werden in Erwägung gezogen – die Angebote sind jedoch häufig nicht ausreichend flexibel beziehungsweise bekannt. Und die Branche der Zukunft heißt: IT.

1. DER ALTE JOB? KEINE OPTION MEHR.

Der bisherige Arbeitsplatz ist für alle Befragten Vergangenheit. Knapp die Hälfte wurden gekündigt oder haben kein neues Angebot erhalten, und mehr als ein Viertel haben selbst gekündigt. Warum? – Fast zwei Drittel sagen: Der alte Job und die neue familiäre Situation waren unvereinbar.

2. BERUFSRÜCKKEHR ALS CHANCE.

Drei Viertel der Berufsrückkehrer:innen sehen im Wiedereinstieg die Möglichkeit, sich beruflich ganz oder teilweise neu zu orientieren. Sie streben nach mehr Flexibilität, Mobilität und Selbstverwirklichung – und ihr neuer Job muss zu ihren Wünschen und zu ihrer aktuellen Lebenssituation passen.

3. DIE GROSSE LUST AUF WEITERBILDUNG.

Das Interesse an zusätzlicher Qualifizierung ist unter Berufsrückkehrer:innen groß: Fast 9 von 10 Befragten ziehen eine Weiterbildung in Betracht. Sie möchten damit ihre Berufschancen verbessern, ihr fachliches Wissen vertiefen oder die persönliche Entwicklung fördern.

4. WEITERBILDEN JA, ABER BITTE FLEXIBEL.

Das ausschlaggebende Kriterium für ein Weiterbildungsangebot ist: Flexibilität. Die meisten Befragten möchten sich ihre Weiterbildung zeitlich und örtlich maximal frei einteilen und bevorzugen Onlineunterricht – oder einen Wechsel aus Online und Präsenz.

5. IT HEISST: ZUKUNFT.

Die IT-Branche ist ein echter Zukunftsmarkt. Gerade für Berufsrückkehrer:innen bietet sie große Jobchancen: Eine Weiterbildung in Sachen IT lohnt sich. Allerdings sind die Möglichkeiten und die Berufe in der IT-Branche noch viel zu unbekannt. Prof. Dr. Alexandra Wuttig, Kanzlerin der IU Internationale Hochschule, fordert deshalb Aufklärung – und plädiert für mehr Frauen in der IT.

6. MIT ZUVERSICHT NACH VORN.

71,1% der Berufsrückkehrer:innen schätzen ihre Aussicht auf eine neue Tätigkeit als gut ein. Manche von ihnen hätten sich aber gern früher und intensiver auf den Wiedereinstieg vorbereitet.

DIE PAUSE BRINGT DEN NEUSTART: JOBPERSPEKTIVEN BERUFSRÜCKKEHRENDER

Alter Job, alte Ziele, alte Voraussetzungen - nach der Auszeit treffen alte Gegebenheiten häufig nicht mehr die neuen Karriere-Wünsche. Dann wird es Zeit, sich von alten Mustern zu lösen. Das bestätigen auch unsere Studienergebnisse: Bei fast zwei Dritteln der Befragten, die selbst gekündigt haben, zeigt sich, dass Familie und Karriere – auch heutzutage - schwer vereinbar bleiben. Prof. Dr. Regina Cordes, Studiengangsleitung New Work und International Management der IU Internationale Hochschule, kennt dieses Problem: „40 oder sogar 60 Stunden pro Woche sind nur schwer mit einem Kleinkind zu leisten. Wer in eine leitende Position zurückkehren will, schafft das kaum aus eigener Kraft. Solche Positionen sind in der Regel auf Vollzeit ausgelegt. Es ist noch ein weiter Weg, bis alle Jobs teilbar und mit der Familie vereinbar sind.“ 

Dennoch blicken Rund 70% der Berufsrückkehrer:innen zuversichtlich in die berufliche Zukunft – und schätzen die Aussicht auf eine neue Tätigkeit als eher gut bis sehr gut ein. Besonders dann, wenn eine Weiterbildung neue Chancen eröffnet. Denn die zwei Hauptgründe für die Berufsrückkehr sind: Das Bedürfnis oder die Notwendigkeit zum Geldverdienen und die Sehnsucht nach neuen Aufgaben und Veränderung. So suchen fast 30% aller Befragten eine Tätigkeit mit erweiterten Aufgaben oder mehr Verantwortung – und 46,4% streben sogar eine ganz neue Tätigkeit an. Sie sehen in der Rückkehr ins Berufsleben ihre Chance auf Neuorientierung und persönliche Selbstverwirklichung. 

WO EIN WILLE, DA EINE WEITERBILDUNG.

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Wir halten fest: Berufsrückkehrenden geht es nicht nur um den Wiedereinstieg, sondern auch um die Verbesserung der Ausgangssituation. Um das zu erreichen, interessieren sich knapp 9 von 10 Berufsrückkehrer:innen für eine Weiterbildung. Sie sehen darin ihre Chance auf eine schnelle und erfolgreiche Rückkehr ins Berufsleben. Vielleicht sogar in einer besseren Position oder in einer ganz neuen Branche. Clever, denn wer sich weiterbildet, macht sich interessanter für den Arbeitsmarkt und erhöht die Chancen auf eine bessere Bezahlung und Position. Weiterbildungen versprechen bessere Jobchancen und die Möglichkeit, in neuen Branchen und Berufen mit flexiblen und modernen Arbeitsmodellen Fuß zu fassen. 

Doch welche Voraussetzung muss eine Weiterbildung unseren Berufsrückkehrer:innen bieten? Wir haben nachgefragt: Bei der Entscheidung für ein Weiterbildungsangebot spielen für die Befragten vor allem Zeitaufwand und Zeithorizont eine entscheidende Rolle. Einmonatige Kurse oder Zertifikate, die über 4–5 Monate ca. 30 Stunden pro Woche in Anspruch nehmen, können sich die Befragten am ehesten vorstellen. Auch eine Umschulung innerhalb von 9 Monaten ist für 40,5 % realistisch. Deutlich wird auch: Online schlägt Präsenz - knapp 60% der Befragten bevorzugen Onlineunterricht. Bei der Zeiteinteilung innerhalb der Weiterbildungsmaßnahme ist Flexibilität außerordentlich wichtig – das gilt unter anderem für flexible Startzeiten am Morgen, die Möglichkeit, tageweise auszusetzen oder spontane Pausen einzulegen. Der Wunsch nach Flexibilität betrifft auch das Start- und Enddatum der Weiterbildung sowie den Weiterbildungsort. 


Ein weiterer Entscheidungsträger ist die Finanzierung der Weiterbildung: Eine Lösung hierfür bietet der Bildungsgutschein der Agentur für Arbeit. Mit dem Bildungsgutschein werden zertifizierte Weiterbildungen - wie die der IU Akademie - für arbeitssuchende staatlich gefördert und das bis zu 100%. Doch häufig fehlt das Wissen um diese Möglichkeiten und die Initiative, die Agentur für Arbeit zu kontaktieren. Allerdings wird deutlich: Nachfragen lohnt sich und die Kontaktaufnahme mit der Agentur für Arbeit auch. Denn 67,6% der Befragten hatten bereits Kontakt zur Agentur für Arbeit oder zum Jobcenter und 43,2% von ihnen haben an geförderten Weiterbildungsmaßnahmen teilgenommen.  

PRO VS. CONTRA: WAS WEITERBILDUNGSINTERESSIERTE BREMST.

  • PRO

    FLEXIBLER ARBEITEN UND MEHR CHANCEN. 

    Wer sich weiterbildet, macht sich interessanter für den Arbeitsmarkt und erhöht seine Chancen auf eine bessere Bezahlung und Position. Das sehen auch die Berufsrückkehrer:innen so. Besonders relevant ist für sie das Thema Flexibilität in ihrer beruflichen Zukunft. Außerdem ist Weiterbilden ihr Weg in völlig neue Branchen und Berufe.

  • CONTRA

    KEINE ZEIT, KEIN NUTZEN.

    Sich weiterzubilden kostet Zeit und in den meisten Fällen auch Geld. Für die 12,3% der Befragten, die kein Interesse an Weiterbildung haben, liegt im befürchteten hohen Zeitaufwand die größte Barriere. In den Fokusgruppen zweifeln die Interviewten zudem an der Vereinbarkeit mit der Familie oder dem neuen, angestrebten Job.

Die Lösung

AUS CONTRA WIRD PRO:

Auf Deiner Contra-Liste stehen die gleichen Befürchtungen? Lass Dich nicht von den Kosten- und Zeitfragen bremsen – es gibt für alles eine Lösung. Deine Weiterbildung kann zum Beispiel mit dem Bildungsgutschein bis zu 100% gefördert werden. Zudem gestalten wir unser Weiterbildungsangebot maximal flexibel – orts- und zeitunabhängig. So passt sich Deine Weiterbildung Deinem Alltag an – und nicht umgekehrt. 

Weiterbildungen sind für Berufsrückkehrer:innen eine Chance, müssen aber zur Lebenssituation passen. Viele schrecken vor langfristigen Maßnahmen zurück. Das ist verständlich, wenn ein Studium nicht neben dem Beruf und damit einem festen einkommen möglich ist. Und: auch lernen will gelernt sein. dafür sind kurze Weiterbildungen der perfekte wiedereinstieg.
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Prof. Dr. Regina Cordes
Studiengangsleitung New Work und International Management IU Internationale Hochschule

DIE IT-BRANCHE: DAS IMAGEPROBLEM DER ZUKUNFTSJOBS

Wir haben unsere Teilnehmenden gefragt, welche Branchen für eine Weiterbildung in Fragen kommen. Das Ergebnis? Die interessanteste Branche für eine Weiterbildung ist der Bereich Gesundheit, gefolgt von Marketing & Kommunikation. Aber sind das auch die Branchen mit dem größten Bedarf, den zukunftssicheren Jobs und offenen Stellen? Und warum kommt die IT-Branche nicht vor? Nur jede:r fünfte Berufsrückkehrer:in möchte sich im Bereich IT & Technik weiterbilden. Und das, obwohl die Relevanz von IT und Digitalisierung steigt und der Fachkräftemangel im IT-Bereich akut ist. Das macht die Branche zu einem Chancengeber. Eigentlich. Denn viele Befragte – vor allem Frauen – haben Vorurteile und Vorbehalte. Sie können sich eine berufliche Zukunft in dem Bereich nicht vorstellen. Auffällig dabei: Oftmals ist gar nicht bekannt, was für Jobs, Berufsbilder und Möglichkeiten sich überhaupt hinter „IT“ verstecken. Dabei bietet die IT-Branche gerade Frauen, die nach einer Pause in den Beruf zurückkehren, beste Chancen. Die beliebten Berufe unter Frauen, sind aktuell meist im sozialen Bereich angesiedelt, bieten den Berufsrückkehrerinnen jedoch nicht die Flexibilität, die ihnen wichtig ist, um Job und Familie unter einen Hund zu bringen. 

Der Fokus von Berufsrückkehrenden sollte daher zunehmend auf IT gelegt werden – denn diese Branche ist ein klarer Zukunftsmarkt. Und: Unternehmen suchen händeringend nach Personal. Insbesondere Frauen sind deutlich unterrepräsentiert. Dabei können IT-Berufe spannend und kreativ zugleich sein, Flexibilität bieten und sind vorwiegend auch gut bezahlt. Die IT-Branche deckt also genau die Wünsche und Voraussetzungen ab, die Berufsrückkehrende sich von ihrer Karriere nach der Auszeit versprechen. 

Ich glaube, dass die Herangehensweise an IT falsch ist. Wir sollten sowohl Frauen als auch Mädchen zeigen, was IT möglich macht. Dass man zum Beispiel einen Roboter bauen, Mode entwickeln oder Pflege unterstützen kann. IT legt für so viele gesellschaftliche Prozesse die Grundlage. Das ist alles andere als trocken und abstrakt, sondern sehr konkret und sozial.
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Prof. Dr. Alexandra Wuttig
Kanzlerin IU Internationale Hochschule

Nichts verpasst – zusammengefasst:

Das Streben nach einem Job, der Flexibilität und Selbstverwirklichung verspricht, hat nach der beruflichen Pause hohe Priorität. Denn eine Rückkehr in den alten Job kommt – entweder aufgrund neuer (familiärer) Voraussetzungen oder veränderter Karrierevorstellungen - nicht in Frage. Um neue Karriereziele zu erreichen, ist der Großteil unserer Befragten offen für eine Weiterbildung. Gebremst wird das Interesse von finanziellen und zeitlichen Barrieren. Daher bedarf es Aufklärung bezüglich Fördermöglichkeiten und flexiblen Weiterbildungsformaten – denn Angebote und Möglichkeiten sind bereits vorhanden. Auch in der Chancengeber-Branchen IT und Technik. Diese gehört zwar nicht zu den beliebtesten Branchen unter den Teilnehmenden, sie verspricht jedoch Zukunftschancen und sichere Jobs in flexiblen Arbeitsbereichen. Die sich auch mit der Familie perfekt vereinen lassen.  

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Ich lebe in Innsbruck und bin Redakteurin an der IU Akademie. Ich liebe gute Magazine, das Schreiben und die Berge - ob im Sommer zum Wandern oder im Winter auf der Piste. Wenn es für mich mal nicht in die Natur geht, rolle ich auch gerne die Yogamatte aus oder tausche die Tastatur des Laptops gegen die Tasten am Klavier.
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Sinja Burgemeister
Autorin & Redakteurin IU Akademie
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