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AGILES ARBEITEN: FLEXIBILITÄT ALS ERFOLGSFAKTOR?

Trends | 8 Min. Lesezeit
08.07.2024
Von Sinja Burgemeister

AGILES ARBEITEN: DIE ZUKUNFT DER ARBEIT 

Im Zuge digitaler Modernisierung und technologischer Entwicklungen hat sich ein neuer Begriff einen festen Platz in unserem Arbeitsverständnis gesichert: das Agile Arbeiten. Diese Arbeitsweise kann als die Antwort auf die rasanten und stetigen Veränderungen am Arbeitsmarkt gesehen werden. Agiles Arbeiten steht für Flexibilität, Innovation sowie Anpassungsfähigkeit und versucht, traditionelle Hierarchien aufzubrechen, um dadurch Teamarbeit, Eigenverantwortung als auch kontinuierliche Verbesserung zu fördern. Aber was genau bedeutet Agiles Arbeiten und in welchem Zusammenhang steht diese Arbeitsweise mit den technologischen Entwicklungen? Welche Vor- oder auch Nachteile bringen agile Methoden in der Arbeitsumgebung mit sich? Und: Kann Agilität gelernt werden? 

URSPRUNG UND DEFINITION: AGILES ARBEITEN

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Die Arbeitsweise Agiles Arbeiten geht auf den sogenannten "Agilen Manifest" zurück, das 2001 von einer Gruppe Softwareentwickler:innen veröffentlicht wurde. Es war eine Reaktion auf die traditionellen, starren und planungsorientierten Vorgehensweisen, die in der Arbeitswelt bis dahin üblich waren. Ein Umdenken fand statt: Das Agile Manifest wurde geschrieben, um die Prinzipien und Werte zu definieren, die zur Verbesserung der Softwareentwicklung führen könnten. Der Zweck dahinter: die Suche nach neuen Wegen, um Softwareentwicklungsprozesse besser und effizienter zu machen. Sie erkannten, dass traditionelle Methoden oft zu Frustration, übermäßiger Dokumentation, starrer Planung und Verzögerungen bei der Bereitstellung funktionsfähiger Software führten. Denn diese Verzögerungen haben zum Teil zu unzufriedenen Kund:innen und entgangenen Geschäftsmöglichkeiten geführt. Die Entwickler:innen kamen zusammen, um alternative Ansätze zu diskutieren und formulierten das Agile Manifest als Ausdruck ihrer gemeinsamen Überzeugungen und Praktiken. Es prägt die agile Methodik bis heute und hat einen tiefgreifenden Einfluss auf die Softwareentwicklung und darüber hinaus gehabt. 

Denn aus diesem Anfang entstand die Arbeitsweise Agiles Arbeiten. Definiert ist diese Arbeitsform als eigenverantwortlicher sowie flexibler Arbeitsansatz, um schnell auf Veränderungen und neue Anforderungen sowie die verkürzte time to market reagieren zu können. Es beinhaltet die eigenverantwortliche Bestimmung und Gestaltung der persönlichen Arbeitsprozesse - was eine hohe Anpassungsfähigkeit ermöglicht und schnelle Entscheidungsfindungen fördert. 

AGILES ARBEITE IN TEAMS: VOR- UND NACHTEILE DER ARBEITSWEISE

Wie jede Arbeitsweise hat Agiles Arbeiten sowohl Vor- als auch Nachteile. Wir haben uns damit etwas genauer befasst und die Chancen sowie Herausforderungen der Agilität in Teams und Organisationen unter die Lupe genommen: 

Beginnen wir mit den Vorteilen des agilen Arbeitens: 


  • Flexibilität und Anpassungsfähigkeit: In einer sich ständig wandelnden Arbeitswelt erweist sich die Fähigkeit, schnell auf geänderte Anforderungen zu reagieren und Prozesse sowie Produkte anzupassen, als wesentlicher Wettbewerbsvorteil. Agile Teams sind in der Lage, Veränderungen nicht als Hindernisse, sondern als Chance zu sehen. 
  • Produktivität und Effizienz: Durch kurze Feedbackschleifen werden Fehler und Verbesserungspotenziale frühzeitig erkannt und korrigiert. Dies führt zu höherer Qualität und stetiger Verbesserung der Arbeitsprozesse sowie -ergebnisse. 
  • Zufriedenheit der Mitarbeitenden: Das hohe Maß an Eigenverantwortung und die Möglichkeit, Arbeitsprozesse aktiv mitzugestalten, führen zu mehr Arbeitszufriedenheit und letztlich zu einer höheren Bindung an Unternehmen. 

Neben den Vorteilen gibt es auch Herausforderungen, die bei der Umsetzung von Agilem Arbeiten auftreten können: 

  • Mangelnde Struktur: Agiles Arbeiten zeichnet sich durch Flexibilität und Freiheiten aus. Während dies in der Regel zu mehr Produktivität führt, kann es in manchen Teams oder bei bestimmten Projekten jedoch zu Problemen führen, wenn zu wenig Struktur vorhanden ist. 
  • Überforderung und Stress: Gerade in der Übergangsphase kann das Umlernen von bekannten auf agile Arbeitsmethoden und die hohe Eigenverantwortung als belastend empfunden werden. 
  • Kommunikationsprobleme und Konflikte: Freiheit und Eigenverantwortung bedeuten auch, dass vereinbarte Ziele und Sprints unter Umständen ständig angepasst werden müssen. Dies erfordert eine intensive Kommunikation, welche zu Missverständnissen und Konflikten führen kann. 

Es liegt auf der Hand, dass agiles Arbeiten auch Herausforderungen mit sich bringt. Wie bei jeder tiefgreifenden Veränderung ist es wichtig, Begleiterscheinungen wie Stress oder Widerstände ernst zu nehmen und konstruktiv zu adressieren. Weiterbildungen und Trainings können dabei helfen, den Übergang zu erleichtern und die Vorteile des Agilen Arbeitens optimal zu nutzen. 

AGILITÄT: DIE ANTWORT AUF DEN JOBWANDEL?

Der Arbeitsalltag der meisten Menschen sieht heute ganz anders aus als vor nur ein paar Jahrzehnten: Globalisierung, Digitalisierung und Technologisierung haben die Art und Weise, wie wir kommunizieren, arbeiten und uns organisieren, grundlegend verändert. Flache Hierarchien, flexible Arbeitszeiten und -orte sowie kollaboratives Arbeiten sind heute nicht mehr die Ausnahme, sondern vielerorts die Regel.  

In diesem Kontext hat sich das Agile Arbeiten als Antwort auf die veränderten Anforderungen der heutigen Arbeitswelt etabliert. Agilität steht dabei für Schnelligkeit, Flexibilität und Anpassungsfähigkeit - Eigenschaften, die in einer sich rasant verändernden Arbeitswelt von unschätzbarem Wert sind. 

Agiles Arbeiten ermöglicht es Teams und Organisationen, sich schnell auf neue Rahmenbedingungen einzustellen und Chancen zu nutzen, die sich aus Veränderungen ergeben. Es fördert die Innovationsfähigkeit, indem es Raum für Kreativität und Experimentierfreude bietet, und es trägt dazu bei, Mitarbeiter:innen stärker in Entscheidungsprozesse einzubeziehen - was sowohl die Arbeitszufriedenheit als auch die Produktivität erhöht. 

Agiles Arbeiten ist dabei nicht auf spezielle Bereiche oder Branchen beschränkt. Ob in der Softwareentwicklung, im Projektmanagement, in der Produktentwicklung oder im Marketing - überall da, wo schnelle Reaktionen auf Veränderungen gefragt sind und wo Flexibilität und Innovation einen Wettbewerbsvorteil bieten, kann Agiles Arbeiten zum Einsatz kommen. 

Trotz alledem erfordert Agiles Arbeiten auch ein Umdenken. Althergebrachte Strukturen und Denkweisen müssen aufgebrochen und neu gedacht werden. Dieser Wandel ist nicht immer einfach und erfordert Bereitschaft zur Veränderung sowohl auf individueller als auch auf organisatorischer Ebene. Aber es lohnt sich: Denn Agilität ist nicht nur eine Antwort auf den Wandel der Arbeitswelt, sie ist auch ein Schlüssel zu mehr Effizienz, Produktivität und Mitarbeiterzufriedenheit.

AGILES ARBEITEN UND DIE UNTERNEHMENSKULTUR

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Nun kennen wir die Definition, die Vor- sowie Nachteile und den Zusammenhang mit dem Wandel der Arbeitswelt. Doch was hat Agiles Arbeiten mit der Unternehmenskultur zu tun? Agiles Arbeiten ist nicht nur eine Methode oder ein Werkzeug, es ist vielmehr ein Mindset. Damit diese Arbeitsweise erfolgreich implementiert werden kann, bedarf es einer entsprechenden Unternehmenskultur - einer Kultur, die Offenheit, Transparenz, Respekt und kontinuierliches Lernen fördert. 

In der Praxis gibt es in agilen Unternehmen oft weniger strenge Hierarchien als in traditionell organisierten Unternehmen: statt klarer Führung wird mehr Wert auf Teamarbeit, Eigenverantwortung und ständigen Austausch untereinander gelegt. Fehler werden nicht bestraft, sondern als Gelegenheit zum Lernen und Verbessern gesehen. Auch die Führungskräfte haben in einem agilen Kontext eine andere Rolle: Sie sind eher Coaches und Unterstützer, die ihren Teams dabei helfen, ihre Ziele zu erreichen, anstatt Anweisungen zu geben. 

Aber auch Arbeitsweisen und -methoden ändern sich in agilen Unternehmen: Anstelle von langfristigen, starren Plänen wird findet die Arbeit in kurzen, iterativen Zyklen statt. Regular Feedback ist ein essenzieller Bestandteil, genauso wie retrospektive Meetings, in denen das Team zusammenkommt, um den vergangenen Arbeitszyklus zu reflektieren und Verbesserungsmöglichkeiten zu identifizieren. 

Es wird deutlich, dass agile Arbeit mehr bedeutet als die Anwendung bestimmter Methoden oder Tools. Es ist ein grundlegender Wandel in der Art, wie Organisationen funktionieren und Mitarbeitende zusammenarbeiten - ein Wandel, der tiefgreifend ist, aber auch viele Vorteile und neue Möglichkeiten mit sich bringt. 

LÄSST SICH FLEXIBILITÄT LERNEN?

Agiles Arbeiten ist derzeit gefragt – doch lässt sich diese Arbeitsform lernen? Die Arbeitsweise des agilen Arbeitens zu erlernen ist keine einmalige Angelegenheit, sondern ein stetiger Prozess. Vor allem benötigt man eine offene Denkweise und die Bereitschaft, neue Methoden auszuprobieren und sich auf Veränderungen einzulassen. Teamwork und Kommunikationsfähigkeiten sind dabei ausschlaggebend. Es hilft auch, sich mit den Werkzeugen und Techniken auszukennen, die für die agile Arbeit genutzt werden - wie zum Beispiel Kanban Boards oder Burndown Charts. 

Weiterbildungen wie zum Beispiel ein Scrum Master oder eine Agile Coach Zertifizierung können dabei helfen, theoretisches Wissen zu vertiefen und praktische Erfahrungen zu sammeln. Ein wichtiger Punkt in diesem Kontext ist der Ansatz des lebenslangen Lernen: denn Personen, die ihr Wissen regelmäßiger erweitert und up-to-date halten, bleiben relevant und damit flexibel. Neues Wissen ermöglicht es, mit neuen Anforderungen besser zurecht zu kommen - und neue Jobprofile schneller zu erfüllen. Kurzum: Lebenslanges Lernen macht Menschen anpassungsfähiger bezüglich neuer Umstände. Und Anpassungsfähigkeit ist eines der wichtigsten Dinge bezüglich Agilität.  

SCHAFFT LEBENSLANGES LERNEN AGILITÄT?

Wie bereits kurz angerissen, ist lebenslanges Lernen im Zuge des Jobwandels nicht nur eine Option, sondern eine Notwendigkeit geworden. Agiles Arbeiten wird oft mit Begriffen wie "Lernen" und "Verbesserung" in Verbindung gebracht und ist in diesem Kontext eine zentrale Komponente. Agilität bedeutet, offen für neues Wissen zu sein und dieses kontinuierlich zu erweitern und anzuwenden. Das betrifft sowohl technische Fähigkeiten, den Umgang mit neuen Tools und Arbeitsmethoden, als auch das Verständnis für Veränderungsprozesse und -management. 

Es geht dabei aber auch um das Lernen auf einer persönlichen Ebene, um die eigene Einstellung und die Bereitschaft, sich stetig weiterzuentwickeln. Menschen, die Agiles Arbeiten verinnerlicht haben, sind in der Lage, sich schnell anzupassen, sie sind neugierig und bereit, von ihren Fehlern zu lernen. Lebenslanges Lernen und Agilität gehen Hand in Hand und sind zwei Seiten der gleichen Medaille, die sowohl für den Einzelnen als auch für Teams und Unternehmen von großem Vorteil sind. Sie bieten die Möglichkeit, stets am Ball zu bleiben, sich weiterzuentwickeln und auf dem Arbeitsmarkt attraktiv als auch wettbewerbsfähig zu bleiben. Agiles Arbeiten sowie lebenslanges Lernen sind somit Schlüsselkomponenten für den Erfolg in der modernen Berufswelt. 

AGILE UNTERNEHMEN DANK KI?

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Künstliche Intelligenz (KI) bietet beeindruckende Möglichkeiten und kann auch im Rahmen des Agilen Arbeitens genutzt werden. KI-Algorithmen können zum Beispiel dabei helfen, Arbeitsabläufe zu optimieren, Entscheidungen zu treffen und Prognosen zu stellen. Allerdings erfordert der Einsatz von KI besondere Sorgfalt und ethische Überlegungen. 

Im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung und Technologisierung nimmt auch der Einfluss von KI auf alle Bereiche unseres Lebens zu – und so selbstverständlich also auch auf Unternehmen. KI-Systeme sind in der Lage, große Mengen an Daten zu analysieren und daraus Erkenntnisse zu ziehen. Dies kann in agilen Arbeitsumgebungen genutzt werden, um beispielsweise Projekte effizienter zu gestalten, Arbeitsprozesse besser zu organisieren und die Produktivität zu steigern. So kann KI beispielsweise dazu beitragen, Arbeitsflüsse zu optimieren, Risiken frühzeitig zu erkennen oder Ressourcen effizienter einzuteilen. 

Darüber hinaus kann KI in Organisationen auch dabei unterstützen, Kommunikation und Zusammenarbeit im Team zu verbessern. Mittels Algorithmen und Machine Learning können KI-Systeme beispielsweise Muster in der Kommunikation erkennen und daraufhin Vorschläge zur Verbesserung der Teamarbeit machen. Sie kann hierbei also als eine Art Assistent dienen und helfen, agiles Arbeiten weiter zu optimieren. 

Trotz dieser vielen Vorteile ist jedoch auch Vorsicht geboten: KI-Systeme sind immer nur so gut wie die Daten, die ihnen zur Verfügung stehen. Sie können nur auf Basis der ihnen bekannten Informationen handeln und Entscheidungen treffen. Zudem darf der menschliche Faktor im agilen Arbeiten nicht vernachlässigt werden. Technologien wie KI können unterstützen und optimieren, doch der Schlüssel zum Erfolg in Unternehmen liegt weiterhin in der Zusammenarbeit, Offenheit und Lernbereitschaft der beteiligten Teams und Mitarbeitenden. 

Nichts verpasst. Zusammengefasst.

Agiles Arbeiten gilt als moderne Methode, die in der aktuellen, dynamischen Berufswelt maßgeblich an Bedeutung gewonnen hat. Es ermöglicht eine schnelle Reaktionsfähigkeit auf Veränderungen, fördert Eigenverantwortlichkeit und Teamwork, und erhöht dabei Effizienz und die Zufriedenheit der Mitarbeitenden. Allerdings kann es auch zu Herausforderungen kommen, insbesondere bezüglich der Strukturen und Kommunikation. Agiles Arbeiten ist ein dauerhafter Lernprozess, bei dem kontinuierliche Weiterbildung essenziell ist. In einer immer schneller werdenden und sich ständig wandelnden Welt kann Agiles Arbeiten dazu beitragen, als Unternehmen, Team oder Einzelperson erfolgreich und effizient zu sein. Es trägt dazu bei, mit den Anforderungen der modernen Arbeitswelt Schritt zu halten und auf die Herausforderungen von morgen gut vorbereitet zu sein. 

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Unser:e Autor:in

Ich lebe in Innsbruck und bin Redakteurin an der IU Akademie. Ich liebe gute Magazine, das Schreiben und die Berge - ob im Sommer zum Wandern oder im Winter auf der Piste. Wenn es für mich mal nicht in die Natur geht, rolle ich auch gerne die Yogamatte aus oder tausche die Tastatur des Laptops gegen die Tasten am Klavier.
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Sinja Burgemeister
Autorin & Redakteurin IU Akademie

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